Freitag, 4. Dezember 2009

Talstenarna, die Sprachsteine, von Birgitta Watz im Brunnsparken in Göteborg


Auch wenn es sehr ungewöhnlich ist auf einem öffentlichen Platz über ein Kunstwerk zu laufen, so findet man im Brunnsparken eines jener, vielleicht etwas unglücklichen, Werke, das den Namen Talstenarna, die Sprachsteine, trägt. Sprachsteine oder Talstenar haben eine sehr unterschiedliche Bedeutung und beinhalten im Grunde nur eine gemeinsame Aussage in Mythologie, Archäologie und Pädagogik: Sie tragen eine Aussage und symbolisieren ein Wort oder geben dem Träger des Talsten ein besonderes Recht.

Als Birgitta Watz im Jahre 1991 auf dem Brunnsparken 78 Betonblöcke mit Inkrustationen aus Glasscherben der gesunkenen Götheborg zum Kunstwerk Talstenarna machte, benutzte sie dafür die Zahlen eins bis zwölf und setzte sie in einen Mythologischen Zusammenhang. Jeder Stein, jede Anordnung hatte eine Bestimmung und machte aus dem Brunnsparken ein offenes Buch, das mit Keramikscherben der Ostindiefararen geschrieben wurde.

Als wenige Jahre später der Brunnsparken restauriert wurde mussten, vorübergehend, auch die 78 Talstenar von Birgitta Watz weichen. Leider machten weder Stadtverwaltung noch Arbeiter sich die Mühe die 78 Blöcke vorher zu fotografieren und sachgerecht zu behandeln, so dass bei der Rekonstruktion des Kunstwerkes einige Steine ganz verschwanden und andere auf unsinnige Weise platziert wurden, die von der ursprünglichen Aussage des Werkes nur wenig ¨brig ließen. Auch die Künstlerin wurde nicht über die Arbeiten informiert, so dass der Besucher heute nur noch Relikte des Werkes betrachten kann, die die immense Arbeit der Künstlerin ahnen lassen.

Birgitta Watz studierte an der HDK (Hochschule für Design und Kunsthandwerk) in Göteborg unter anderem Malerei, Skulptur, Keramik und Glaskunst und lebt heute in Stockholm. Sie hat sich insbesondere auf Kunst spezialisiert, die etwas mit Keramik zu tun hat. Ihre Werke erzählen meist eine Geschichte und erfordern von ihrem Betrachter ein Kunstwerk aus einem unbekannten, übergeordneten Winkel zu sehen.

Copyright Text und Foto: Herbert Kårlin

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